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Selters startet mit Schleifenbus ein beispielhaftes ÖPNV-Projekt

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Westerwaldkreis - Ein beispielhaftes Projekt für den ländlichen Raum startet am 6. Juni in der Verbandsgemeinde Selters: Menschen, die kein Auto zur Verfügung haben, können jeden Donnerstag aus neun Gemeinden und Ortsteilen in die Stadt Selters und zurückfahren.

Vor allem Senioren sollen so in der Stadt einkaufen oder Formalitäten in der VG-Verwaltung erledigen können. Aber auch für Jugendliche könnte der zusätzliche Linienverkehr ein gutes Angebot sein. Außerdem macht die Möglichkeit, handliche Waren per Paket mit dem Bus transportieren zu lassen, das ÖPNV-Angebot für Dienstleister interessant.

Die Idee für den sogenannten Schleifenbus hatte Stadtbürgermeister Rolf Jung schon vor einigen Jahren, als er eine ältere Dame Taschen schleppend am Straßenrand auffand. Drei Jahre später sind die Finanzierung gesichert und die Planungen abgeschlossen. Bis zum Start müssen noch die Haltestellen "Gewerbegebiet" und "Saynbach-Center" in Selters eingerichtet und alle anderen Haltestellen kenntlich gemacht werden. Das neue Logo des Schleifenbusses, eine Art Verkehrsschild mit Schleife, soll an den Haltestellen hängen, auf Flyern und Plakaten gedruckt werden und die Menschen zum Mitfahren einladen.

Jeden Donnerstag bringt der Bus Fahrgäste aus den Ortschaften Maxsain, Zürbach, Freilingen, Wölferlingen, Düringen, Weidenhahn, Ewighausen, Helferskirchen und Quirnbach nach Selters und wieder zurück. Es gibt eine Schleifenfahrt am Vormittag mit einer Aufenthaltsdauer in Selters von einer Stunde und 45 Minuten sowie eine am Nachmittag mit einer Verweildauer von vier Stunden. Die einfache Fahrt kostet 2,50 Euro, Hin- und Rückfahrt 4 Euro, egal, an welcher Haltestelle man einsteigt. Geschäfte und Dienstleister in Selters wollen bei Vorlage des Fahrscheins Rückvergütungen bei entsprechendem Umsatz gewähren. Das haben die Mitglieder des Gewerbevereins beschlossen. Für zunächst zwei Jahre ist die Finanzierung des weithin einzigartigen Projekts gesichert. Etwaige Defizite gleichen die Stadt Selters und die teilnehmenden Gemeinden aus. Aufgrund des günstigen Angebots der Betreiberfirma bleibe das Risiko für alle Beteiligten überschaubar, versichert Jung.

Den Busbetrieb übernimmt das Unternehmen Müller aus Hachenburg, das Inhaber der Konzession für den ÖPNV in der VG Selters ist. Die Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV), die für Helferskirchen (VG Wirges) und Quirnbach zuständig ist, hat der zusätzlichen Linie zugestimmt und nimmt das Angebot in den Fahrplan auf. Die Fahrten sind Teil des öffentlichen Personennahverkehrs und unterliegen den dort geltenden Bestimmungen.

Um das Projekt ins Rollen zu bringen, waren umfangereiche Vorbereitungen nötig. Gemeinsam mit einem Arbeitskreis des Stadtrates ließ Rolf Jung ein Bedarfsgutachten erstellen und holte Gewerbeverein sowie Ortsbürgermeister mit ins Boot. "Letztlich profitieren alle davon", ist sich Jung sicher. Die Fahrgäste kommen zu einem günstigen Preis in die Stadt. Die Ortsgemeinden steigern die Lebensqualität für Menschen ohne Auto. Die Stadt Selters erhöht ihre Attraktivität und die Gewerbetreibenden können auf neue Kundschaft hoffen.

Eine Analyse der Raum- und Umweltplanerin Magdalena Kandora hatte ergeben, dass das reguläre ÖPNV-Angebot in der VG Stärken und Schwächen zeigt. Lediglich die Nord-Süd-Achse zwischen Herschbach und Vielbach ist durch den Linienverkehr für Schüler ausreichend versorgt. Demgegenüber besteht für die Gemeinden östlich von Selters keine nennenswerte Anbindung. Deshalb haben diese Orte jetzt Priorität für den ersten Schleifenbus. Nach anderthalb Jahren soll überprüft werden, wie die Linie angenommen wird. Wird der Schleifenbus von vielen genutzt, sind laut Jung auch Erweiterungen denkbar.

Von unserem Redakteur Andreas Jöckel


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