Montabaur - Durch mutwillige Sachbeschädigung entstehen in Montabaur immer wieder erhebliche Schäden. Nicht immer werden die Verursacher gefasst. Drei junge Männer mussten sich nun jedoch vor Gericht verantworten. In einem Fall ging es um eine eingetretene Toilettentür in der Tiefgarage am Konrad-Adenauer-Platz, im anderen um mehr als 60 Graffiti- und Filzstiftschmierereien im Innenstadtgebiet.
Die Suche nach dem Verursacher der Kritzeleien mit schwer entfernbarer Farbe hielt im vergangenen Sommer Polizei und Bauhof auf Trab. Der Täter hinterließ seine persönliche Signatur an Hauswänden, Verkehrsschildern und Straßenlampen im Zentrum von Montabaur. Bei seinem Geschmiere in einem Parkhaus wurde er sogar von einer Überwachungskamera gefilmt. Gefasst wurde er aber erst, als die Polizei das Gebiet mit den meisten Kritzeleien observierte. In der Wohnung des Verdächtigen fanden die Beamten schließlich Malgeräte und Pläne, mit denen er sich auf die Touren vorbereitet hatte. Den Gesamtschaden beziffert die Staatsanwaltschaft Koblenz auf mehr als 50.000 Euro, wobei etwa die Hälfte der Summe auf öffentliches Eigentum der Stadt entfällt.
Vor Gericht blieb der inzwischen 24-jährige Angeklagte eine Erklärung für sein Handeln schuldig. Sein Auftreten und seine Körpersprache erinnerten eher an einen 15-jährigen Jungen als an einen erwachsenen Mann. Schüchtern antwortete er auf die Fragen des Richters. "Ich weiß nicht, was mich geritten hat", behauptete er mit dünner Stimme. Kurios: Wenige Tage vor der Gerichtsverhandlung wurde er erneut beim Sprayen erwischt.
Der Rechtsanwalt des Angeklagten zeichnete das Bild einer unausgereiften Persönlichkeit. Durch tragische Todesfälle sei der Mann vor mehr als zehn Jahren zum Vollwaisen geworden und danach bei seiner Oma aufgewachsen. Nach dem Hauptschulabschluss brach er eine Ausbildung ab und lebt bis heute vom Erbe seiner Eltern. Das Gericht will nun gutachterlich prüfen lassen, ob der 24-Jährige überhaupt schuldfähig ist oder ob er therapeutisch behandelt werden muss.
Kein Zweifel bestand hingegen an der Schuld zweier junger Männer (beide 22), die im Dezember betrunken eine Toilettentür in der Tiefgarage Mitte eingetreten hatten. Schaden: 2000 Euro. Auch sie wurden von einer Überwachungskamera gefilmt und waren deshalb leicht zu ermitteln. Einer der beiden sitzt bereits eine Jugendstrafe in Wittlich ab. Am Tag der Sachbeschädigung habe er mit Freunden seinen Abschied aus der Freiheit feiern wollen. Schon mittags trafen sich die jungen Männer zum Saufen auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Es gab Bier, Schnaps und Wein in rauen Mengen. Gegen Abend waren die Angeklagten nach eigenen Angaben so betrunken, dass sie nicht mehr wussten, was sie taten.
Auf Verständnis von Richter Jens Kaboth durften sie mit dieser Begründung allerdings nicht hoffen. Beide Männer hatten zuvor innerhalb weniger Monate mehrere Vorstrafen gesammelt. Entsprechend sauer zeigte sich der Jurist angesichts der erneuten Verfehlung. Den Antritt einer Haftstrafe mit einem stunden- oder gar tagelangen Besäufnis auf dem Konrad-Adenauer-Platz zu feiern, schlage dem Fass den Boden aus, sagte Kaboth. Zur Belohnung könne der 22-Jährige nun direkt vom Jugend- ins Erwachsenengefängnis umziehen, um weitere sechs Monate Haft zu verbüßen, so der Richter. In diese Strafe floss auch ein Rauschgiftdelikt aus Höhr-Grenzhausen ein. Der andere junge Mann wurde zu drei Monaten Haft auf Bewährung und 60 Sozialstunden verurteilt. Er begehe Straftaten ohne Sinn und Verstand, schimpfte Richter Kaboth. "Ich werde die Bewährung überwachen."
Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand