Hahn am See. Für 1 Euro kann die Gemeinde Hahn am See bald ein Gemeindezentrum mit viel Platz ihr Eigen nennen und bekommt noch 20 000 Euro für Sanierungsarbeiten oben drauf. Das Angebot machte die katholische Kirchengemeinde St. Margaretha Hahn. Nun fehlt nur noch die Zustimmung des Bischöflichen Ordinariats.
Von unserer Redakteurin Susanne Willke
Der Gemeinderat hat diesen Beschluss mit fünf zu drei Ja-Stimmen gefasst. Ortsbürgermeister Thomas Klein wäre zwar ein einstimmiger Beschluss lieber gewesen, verrät er im Gespräch mit der WZ, aber vielleicht kann die Zeit die Kritiker überzeugen, die vor allem die doppelt so hohen Unterhaltungskosten im Blick haben.
Nach Ansicht von Klein ist dies eine Lösung, die der Gemeinde vorläufig ohne größere Investitionen ein Bürgerzentrum verschafft, in dem jegliche Art von Veranstaltungen auch mit großen Besuchergruppen möglich sind. Bisher mussten die Bürger bei größeren Feierlichkeiten auf die Nachbargemeinden ausweichen. Die alte Schule, die derzeit vor allem als Jugendraum genutzt wird, bietet nur wenig Platz für größere Feiern und müsste zudem dringend saniert werden.
Das ehemalige Pfarrzentrum bietet Räume auf einer Fläche von mehr als 800 Quadratmetern und ein Grundstück mit rund 3600 Quadratmetern - das alles mitten im Dorf. Das Gebäude ist im September diesen Jahres profanisiert worden (die WZ berichtete), weil die Kirchengemeinde St. Margaretha Hahn es nicht weiter unterhalten, sondern bis 31. Dezember schließen und im Zweifelsfall abreißen wollte. Diese Situation war einer der Gründe für eine Dorfmoderation, die das Büro Umweltplan Redlin aus Dreikirchen leitet. In abendlichen Gesprächsrunden wurde unter anderem eine Pro- und Kontra-Liste erarbeitet, die sich um die Frage drehte: Soll das Pfarrzentrum oder die alte Schule erhalten bleiben? Diese Liste spricht eine deutliche Sprache und macht klar, dass das alte Pfarrzentrum als Gemeindezentrum viele Vorteile birgt, unter anderem den, dass Veranstaltungen der Gemeinde, die bereits jetzt dort laufen, weitergehen können.
Nicht nur, dass jegliches nicht-kirchliches Interieur wie zum Beispiel Stühle, Tische, Porzellan und eine Küche an die Gemeinde übergehen, so bietet das Objekt darüber hinaus viele neue Möglichkeiten, die nach Ansicht der Gemeinderatsmitglieder die Nachteile wie verdoppelte Unterhaltungskosten (rund 10 000 Euro pro Jahr) und zu viel Raum aufwiegen. Die notwendigen Investitionskosten für eine Dachreparatur und eine Reparatur der Heizungsanlage schätzt der Ortsbürgermeister auf rund 6000 Euro, sodass 14 000 Euro als Startkapital für das neue Gemeindehaus übrig blieben. Die höheren Unterhaltungskosten könnten sich zum größten Teil gegen den Erlös aus mehr und größeren Veranstaltungen aufrechnen. Vor allem sieht Thomas Klein diesen Kauf als Chance für eine bessere Dorfentwicklung. So gibt es zum Beispiel Überlegungen, einen Mehrgenerationentreff einzurichten. Eine weitere Option wäre, dort einen Lebensmittelbringdienst zu organisieren. Dafür gibt es bereits das Angebot eines benachbarten Lebensmittelmarktes, die Waren entsprechend einer Einkaufsliste anzuliefern. Die Verteilung könnte im Gemeindezentrum organisiert werden, das aufgrund seiner Lage mitten im Dorf für alle gut zu erreichen wäre.