Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand
Der Kunststoffbelag der Anlage ist fast 30 Jahre nach Eröffnung des Stadions mit Rissen und Dellen übersät. Weil sich zwischen der Tragschicht aus Beton und der Kunststoffbahn immer wieder Wasser ablagert, löst sich der Klebstoff ab, und es bilden sich Blasen. In der Folge drohen Verletzungen beim Sport, und „ich weiß nicht, wie darauf die Versicherung reagiert", gibt Kram zu bedenken.Der Sanierungsstau im Stadion ist schon seit ein paar Jahren bekannt. Bislang wurde die Erneuerung der Laufbahn aber immer wieder verschoben, weil die finanziell klamme Stadt Montabaur den Löwenanteil zu tragen hätte. Die Kosten für die Maßnahme werden immerhin auf 575.000 Euro geschätzt. Der Westerwaldkreis hat seinen Anteil von 40 Prozent (230.000 Euro) vorsorglich im aktuellen Etat eingeplant. Die Stadt hingegen ziert sich noch. Sie müsste 345.000 Euro tragen und hat noch weitere dringende Projekte vor der Brust.
Hauptgrund für die hohen Kosten: Die Entwässerung im Stadion ist nicht mehr zeitgemäß. Durch die Kunststoffbahn kann kein Regenwasser versickern. Alles soll über die Abflussrinnen zwischen Laufbahn und Rasenplatz ablaufen. Von dort staut sich das Wasser aber regelmäßig zurück und drückt sich durch Risse unter den Kunststoffbelag. Wenn nun noch die Frostperiode beginnt, werden voraussichtlich weitere Schäden entstehen. Bei einer Sanierung müsste deshalb der komplette alte Belag abgetragen und zunächst eine moderne Drainage eingebaut werden, erklärt Kram.
In den vergangenen Jahren wurde bereits versucht, einige schadhafte Stellen mit neuem Belag auszubessern. Mit kleineren Reparaturen sei das Problem inzwischen aber nicht mehr zu lösen, sagt der Sportstättenplaner. Trotz regelmäßiger Pflege und Wartung sei die Bahn nach fast 30 Jahren einfach kaputt.
Leidtragende sind neben den Leichtathleten des TuS Montabaur vor allem die umliegenden Schulen. Zwei Gymnasien, zwei Realschulen und die Berufsbildende Schule nutzen das Stadion in den Sommermonaten. Von einer Sperrung wären somit fast 5000 Schüler betroffen. Die Sportler des TuS Montabaur müssen für ihre Wettkämpfe schon seit einigen Jahren in andere Städte ausweichen, berichtet TuS-Präsident Jörg Nicolaus. „Die Bahn ist in einem sehr schlechten Zustand", ergänzt er. Der Vergleich sportlicher Leistungen ist auf einem extrem unterschiedlich abgenutzten Flickenteppich schlichtweg nicht mehr fair. Die Leichtathleten können dort zwar noch trainieren, müssen ihre Wettkämpfe aber in Selters, Höhr-Grenzhausen oder Hachenburg durchführen. Karl-Heinz Elsner, TuS-Zuständiger für die Abnahme der Sportabzeichen, befürchtet drastische Konsequenzen, sollte das Stadion tatsächlich gesperrt werden müssen. „Dann ist der Breitensport in Montabaur erledigt", sagt er.
Besonders vor dem Hintergrund des erst kürzlich errungenen Titels „Deutschlands aktivste Kleinstadt" wäre eine Sperrung des Stadions geradezu peinlich für Montabaur, heißt es von mehreren Seiten. Bürgermeister Klaus Mies hat die Hoffnung auf eine baldige Sanierung allerdings noch nicht aufgegeben. „Ich würde das Thema gern anpacken", bekundet er im WZ-Gespräch. Bei den Vorberatungen des neuen Haushaltsplans sei die Maßnahme ursprünglich für 2014 angedacht gewesen. Weil die Stadt aber noch weitere dringende Projekte finanzieren müsse, habe man sich letztlich entschlossen, die Laufbahn noch einmal um ein Jahr zu verschieben. Eine sogenannte Verpflichtungsermächtigung im aktuellen Etatentwurf sieht aber bereits vor, dass das Geld 2015 definitiv eingeplant wird – „falls der Stadtrat den Haushaltsplan so beschließt", ergänzt Mies. Eine Entscheidung des Gremiums fällt voraussichtlich in der nächsten Sitzung am 30. Januar.