Von unserem Redakteur Hartmut Wagner
Dahmen telefonierte damals mit einem seiner besten Kumpels (39) - dieser warnte ihn vor dem Brasilianer, der ihn kurz später tötete. Grund: Der Mann behauptete, er handle in Venezuela mit Öl, besitze in Katar eine Villa und wolle in Montabaur für 825 000 Euro vier Sportautos kaufen. Aber er stieg in einer "drittklassigen Pension" ab, hatte eine defekte Kreditkarte, kein Auto und keine Jacke.
Dirk Dahmen wurde am 18. April 2012 im Büro seiner millionenteuren Bauhausvilla in Montabaur erschossen. Francisco A., ein Hochstapler aus Brasilien, steht seit Mitte Mai wegen Mordes vor dem Landgericht Koblenz. Er hat gestanden, dass er seinem Opfer von hinten in den Kopf schoss. Aber er bestreitet die Tat geplant zu haben. Der dritte Prozesstag zeigte: Dirk Dahmen war ein erfolgreicher Geschäftsmann, der laut Zeugen sein Konto problemlos über einen höheren sechsstelligen Betrag überziehen konnte - und mit seinem Vermögen gelegentlich einen recht selbstbewussten Umgang pflegte.
Der Tatort, so wie ihn die Polizei vorfand: Auf dem Schreibtisch aus Beton ein Apple-Computer, eine kleine goldene Ikone, Büroutensilien. Daneben ein Glas Wasser und eine Flasche San Pellegrino mit Fingerabdrücken des Brasilianers. Hinterm Schreibtisch ein Tresor und eine Geldzählmaschine. Dahmens Leiche lag auf dem Boden. Die Tatwaffe war verschwunden.
Der Angeklagte behauptet, er erschoss den Autohändler mit dessen Waffe und entsorgte sie später. Doch vor Gericht sagten dessen Lebensgefährtin und ein Kollege, dass sie bei ihm nie eine Waffe sahen. Sein Vater und zwei Kumpels berichten, der Autohändler lehnte es ab, eine Waffe zu besitzen. Nur ein Ex-Mitarbeiter der Sparkasse in Montabaur, der Dahmen beriet, erklärte, dieser habe ihm zwei Jahre vor der Tat erzählt, er habe im Tresor eine Waffe.
Dirk Dahmen verhandelte mit dem Brasilianer oft per E-Mail - bis dieser zwei Tage vor der Tat plötzlich anrief, er sei jetzt in einem Hotel nahe Montabaur, vielleicht könne ihn der Autohändler ja abholen. Beide verbrachten viel Zeit gemeinsam, speisten im Koblenzer Novum-Restaurant, sprachen über Luxusuhren und übers Geschäft: Francisco A., der sich "Frankie" nannte, wollte Autos von Bentley, Alfa Romeo, Wiesmann und Mercedes kaufen. Aber laut Zeugen konnte er mit seiner Kreditkarte nicht einmal seine Restaurantrechnung begleichen.
Dahmens Kumpel (39) erklärte im Prozess, er habe von dem Geschäft mit "Frankie" abgeraten und empfohlen, ihn nicht ins Büro zu lassen. Auch andere Bekannte warnten. Sie schilderten Dahmen im Prozess als korrekt, geradlinig und großzügig, als misstrauisch, aber gegenüber dem Brasilianer zu leichtgläubig.
Vor Gericht wurde bekannt: Dahmen hatte vor einigen Jahren Streit mit einem Nachbarn. Daraufhin hing er ein Schild an seine Grundstücksgrenze: "Achtung! Hier beginnt die Armutsgrenze." Der Prozess geht am 3. Juli weiter.
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