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Bluttat in Villa: Was wusste der zweite Mann?

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Es war der vierte Verhandlungstag im Prozess um den tödlichen Schuss auf Dirk Dahmen. Der Brasilianer Francisco A. hat gestanden, dass er den Autohändler und Vater zweier Söhne in dessen Villa im Montabaurer Himmelfeld erschossen hat. Er hatte die Tage zuvor mit Dahmen verhandelt. Es ging um den Verkauf von vier Sportautos im Wert von 825 000 Euro - einen Bentley Continental, einen Alfa Romeo 8C, einen Wiesmann GT und ein Mercedes-Cabrio SLS AMG. Am 18. April 2012 empfing Dahmen den Brasilianer in seinem Büro, beide warteten auf einen Geldboten - einen Geldboten, den es nie gab. In dieser Situation erschoss der Brasilianer sein Opfer von hinten. Er behauptet heute: Er habe die Tat nicht geplant, Dahmen habe ihn vor seinem Tod selbst mit einer Waffe bedroht. Der Franzose, der jetzt am Landgericht als Zeuge aussagte, spielt in dem Fall des getöteten Autohändlers eine höchst dubiose Rolle. Grund: Er begleitete den Brasilianer auf seiner Reise nach Montabaur - will aber von der Tat weder was gewusst noch bemerkt haben. Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt noch gegen ihn. Doch er sitzt nicht in Haft, da der Tatverdacht gegen ihn nicht dringend ist. Der Franzose erzählte im Prozess mittels einer Dolmetscherin diese Geschichte: Er arbeitete 2011 in einem Kasino in Monaco und lernte dort den Brasilianer kennen. Als er seinen Job verlor, stellte ihn der Brasilianer ein. Denn dieser wollte ins Erdölgeschäft einsteigen - und der Franzose sollte sein Kontaktmann in Europa werden. Der hatte noch weniger Erfahrung im Erdölhandel als der Brasilianer, aber das störte nicht weiter. Der Franzose zweifelte angeblich nie an der Seriosität des Brasilianers. Obwohl der behauptete, er habe Kontakte zum venezolanischen Exstaatschef Hugo Chávez und einen Geldgeber mit dicken Konten auf den Kaimaninseln. Zugleich hatte er aber bereits bei der Bezahlung eines einfachen Mietautos Probleme und trug laut einem Zeugen in Montabaur "eine 5-Euro-Jacke und 2-Euro-Schuhe". Der Franzose, der heute als Schwimmbeckenverkäufer arbeitet, erzählte weiter: Irgendwann sagte ihm der Brasilianer, er wolle auch ins Autogeschäft einsteigen, in Montabaur vier Fahrzeuge kaufen. Er fragte, ob ihn der Franzose dorthin begleite, damit er nicht allein reisen müsse. Der willigte ein. Sie mieteten einen Opel Astra, fuhren in den Westerwald, stiegen nahe Montabaur in getrennten Hotels ab. Der Franzose urlaubte, schmökerte tagelang in Büchern, während der Brasilianer viel unterwegs war. Am Tattag will der Franzose nichts bemerkt haben. Er habe sich mit dem Brasilianer getroffen, dann seien beide zurück in Richtung Monaco gefahren - er im Astra, der Angeklagte im Mercedes. Er habe diesem auch erlaubt, den Wagen in seiner Garage zu parken. Schließlich habe er von der Bluttat damals noch nichts gewusst. Warum witterte der Franzose keinen Verdacht, als der Brasilianer angeblich 825 000 Euro hatte, um vier Luxusautos zu kaufen? Seine Begründung: Der Angeklagte sei Geschäftsmann gewesen und habe bei der bedeutendsten Bank Monacos ein Konto gehabt. Der Prozess geht am 24. und 25. Juli weiter. Von unserem Redakteur Hartmut Wagner

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