Hachenburg - Die letzte Klappe für den Hagenberg-Film ist gefallen. Der Streifen, der acht Jahrhunderte in gut 90 Minuten zusammenfasst, wird im März 2014 zur 700-Jahr-Feier der Stadt Hachenburg im Kino gezeigt. Bis dahin haben Regisseur Thomas Sonnenschein und sein Team noch jede Menge Arbeitsstunden vor sich, bis das Werk aus Unmengen an Filmmaterial fertiggestellt ist.
Mehr als 500 Menschen haben ehrenamtlich bei dem Projekt mitgearbeitet. Dutzende von ihnen kamen nun auch zum letzten Drehtag auf den Hachenburger Schlossberg. Dort wird ein Ereignis aus dem 19. Jahrhundert nachgespielt. Die Dreharbeiten dafür waren im vergangenen Jahr wegen Regenschauern abgebrochen worden.
Folgendes hat sich 1848 dort abgespielt: In der Bevölkerung verbreitet sich die Nachricht, dass es in Preußen die Stein'schen Reformen gibt. Doch Hachenburg steht unter Nassauischer Regentschaft. Die Bauern müssen weiter Frondienste leisten. Eine Heirat müssen sie sich erst genehmigen lassen. Auch in Alpenrod sprechen Einwohner über ihre missliche Lage. Sie trinken sich Mut an und ziehen mit Stöcken bewaffnet nach Hachenburg. Dort stellen sie dem Richter Forderungen. Doch die Hachenburger Bürgerwehr schlägt den Aufstand schnell nieder.
Was schnell erzählt ist, ist aber längst nicht auch schnell gedreht. Mehrere Stunden verbringen Mitarbeiter und Laienschauspieler am Set. Viele Szenen werden aus mehreren Perspektiven gedreht. Thomas Sonnenschein gibt den Akteuren immer wieder neue Anweisungen und Tipps, bis er mit den Aufnahmen zufrieden ist.
Mit den Kostümen gibt es an diesem Tag keine Probleme. Denn die Kirmesgesellschaften aus Hachenburg und Alpenrod tragen exakt die Tracht aus dem 19. Jahrhundert. Mit großem Spaß spielen sie die Revoluzzer und die Mitglieder der Bürgerwehr von damals. Mit lautem Gejohle rennen sie in einer Massenszene aufeinander zu. Über jeden Versprecher bei den Einzelszenen wird herzlich gelacht.
Regisseur Sonnenschein lässt bewusst eine gehörige Portion Humor einfließen: "Traurige oder dramatische Szenen haben wir ohnehin schon genug." Im vergangenen Jahr wurden unter anderem etliche Sequenzen aus den beiden Weltkriegen gedreht.
Eine technische Besonderheit gibt es am letzten Drehtag ebenfalls zu bewundern: Wolfgang Kaiser aus Wolken stellt eine Drohne seiner Firma kostenlos für Luftaufnahmen zur Verfügung. Mit acht surrenden Rotoren filmt das ferngesteuerte Fluggerät, an dem eine Kamera angebracht ist, weit über den Köpfen der Darsteller auf dem Schlossberg. Bis zu 100 Meter hoch dürfen Kaiser und seine Kollegen die etwa 25 000 Euro teure Drohne fliegen lassen. Zwei Mann werden dafür gebraucht: einer steuert, und der andere bedient die Kamera.
Als die letzte Klappe fällt, haben Sonnenschein und sein Team an 35 Drehtagen 147 Szenen und unzählige Einzelsequenzen an insgesamt 80 verschiedenen Orten aufgenommen. Der Film beginnt im Jahr 1182 mit dem Bau der Burg auf dem Hagenberg, wo heute das Hachenburger Schloss thront. Der Film soll etwa so werden, wie die Dokumentationen, die man aus dem Fernsehen kennt: mit überwiegend gespielten Szenen und nur etwa 15 Prozent Erzählung. Die Idee, die Historie zu verfilmen, wie sich eine kleine Waldsiedlung zur Stadt Hachenburg entwickelt, hatte Kulturreferentin Beate Macht. Die Stadt gab den Streifen bei Thomas Sonnenschein in Auftrag.
Dem Regisseur sieht man die Freude am Projekt an. Er kann kaum erwarten, die Früchte seiner Arbeit im Kino zu präsentieren und den Einwohnern ihre Geschichte zu zeigen: "Das ist etwas, wofür es sich zu leben lohnt."
Von unserem Redakteur Andreas Jöckel