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Zuschauer und Schaukämpfer freuen sich über niveaulosen "Wrestling Bash"

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Wirges - Eine wilde Meute am Ring. Eine noch wildere im Ring. Es riecht nach Schweiß, die Luft ist stickig. Das Licht ist schummrig. Barbusige Frauen schenken Spirituosen ein. Nicht in Gläser, sondern gleich ins Gesicht. Schmierige Körper krachen auf die Holzdielen des Rings. Auf der Bühne hauen ein paar abgedrehte Musiker in die Saiten. Es wird viel gejubelt und noch viel mehr gegrölt. „Wir wollten einfach mal was anderes machen, was Neues bieten." Der Plan von Dominik Weyand und seinem Team von „spack!Medien" ist aufgegangen. Der „Wrestling Bash" in Wirges war anders. Das Spektakel lockte 400 Zuschauer ins Bürgerhaus – nicht schlecht für einen Event, der ganz bewusst auf Attribute wie Niveau und Harmonie verzichtet.

Wrestling – der Begriff alleine reicht schon aus um zu beschreiben, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht. Die, die da in den Ring steigen, sind gewillt, sich weh zu tun. Sie müssen sportlich sein, doch hat das Spektakel wenig mit Sport zu tun. Es ist eine Show, eine Inszenierung. Der Kampf „Gut" gegen „Böse" – auch wenn die Grenze zwischen gut und böse eine schwammige ist. Der Held des Abends: „Boris the Butcher" aus Wladiwostok. Das Gesicht hinter einer Wrestlingmaske verborgen. In weißen Gummistiefeln und mit weißer Schlachterschürze. Zumindest sind das die Grundfarben. Jetzt, wo es hinaus geht in den Ring, dominiert das Rot des Kunstblutes – Gesicht, Hände, Kleidung, Boris hat nichts ausgelassen.

Im Ring ist „Boris the Butcher" kompromisslos, schmettert seine Gegner wie „Pedro Poo" immer wieder auf den Ringboden. Er verteilt rohes Fleisch an die Masse. Und Hiebe an den Rest der Bande. Die Masse grölt, jubelt, schlägt mit den Händen auf den Ringboden. Ganz nah dran stehen die Zuschauer am Geschehen. Nicht selten schrecken sie zurück, weil ihnen schwitzige Körper um die Ohren fliegen. Butcher hinterlässt eine (Kunst)Blutspur, Pedro Poo verstreut überall weißes Pulver (Mehl, keine Drogen). Nicht nur die Wrestler, auch die Zuschauer sind gezeichnet von dem, was da zwischen den Ringseilen passiert. Jetzt würde man erwarten, hier steht eine jubelnde Meute aus (männlicher) Freaks am Ring. Doch weit gefehlt – hier finden sich auch viele weibliche Fans, die, ein Dosenbier in der Hand, die Wrestler anfeuern.

Hinter der Bühne bereitet sich „Schlächter" Boris derweil auf seinen nächsten Auftritt vor. „Natürlich tut es auch weh, wenn man so durch den Ring fliegt", sagt er. Die Maske aus dem Gesicht gezogen sieht der 30-Jährige aus wie der nette Junge von der Gemüsetheke im Supermarkt um die Ecke. Und natürlich kommt er auch nicht aus Wladiwostok, sondern irgendwo aus Deutschland. „Wirges ist ein geniales Publikum. Mir sind weniger Zuschauer, die dafür aber richtig abgehen, viel lieber als 1000 Fans und keiner geht mit." Und die hier in Wirges, die gehen richtig ab.

Das Experiment ist aufgegangen: Die, die da waren, hatten einen herrlich niveaulosen Abend. Ließen sich von den Oben-Ohne-Tänzerinnen ordentlich was einschütten. Rockten zur keinesfalls seichten Musik des „Wrestling Bash Orchestras". Bepöbelten nach Herzenslust die windigen Gestalten im Ring. „Wir sind absolut zufrieden mit der Resonanz", sagte auch Veranstalter Weyand. „Wir sind oft angesprochen worden, dass man sich mal etwas anderes als die Konzerte und Festivals für die Region wünscht. Der Wrestling Bash ist genau das. Und wir wollen ihn als festen Event im Westerwald etablieren." Das klingt nicht nur wie eine Drohung, das ist eine. Die wilde Horde wird wiederkommen.

Von unserem Mitarbeiter Tom Neumann


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