Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand
Weil das denkmalgeschützte Bauwerk immer brüchiger wurde und sich bereits Steine lösten, mussten Verkehrssicherungsmaßnahmen eingeleitet werden. Seit etwa drei Wochen laufen nun schon die recht aufwendigen Sanierungsarbeiten.
Als Experte für Stadtgeschichte hat Dieter Fries aus Montabaur sich auch mit dem Turm am Walpadayen und dem Sanierungsverlauf beschäftigt. „Bei dem angewandten Torkretverfahren wird der brüchige Mörtel aus den Fugen geblasen“, erläutert Fries. „Ein Spezialmörtel – bestehend aus Trasszement, Kalk und Sand – wird anschließend mit hohem Druck auf das Gemäuer gespritzt. Zum Schluss wird der überflüssige Mörtel mit einem Stahlbesen abgekehrt, und die größeren Steine werden mit Handfeger und Wasser wieder frei gewaschen.“
Neben Dieter Fries freut sich auch Adolf Becker-Flügel von der Historica Montabaur über die Instandsetzung eines Teils der alten Stadtmauer. Zur Erinnerung: Die gemeinnützige Stiftungs-GmbH ist Anfang des Jahres von insgesamt neun Gesellschaftern gegründet worden. Ziel der engagierten Privatleute ist es, die historische Altstadt von Montabaur zu erhalten und zu pflegen. Während eigene Projekte noch in Vorbereitung sind (unter anderem laufen Gespräche mit der Stadt zur Sanierung des Wolfsturms), begrüßen Adolf Becker-Flügel und seine Mitstreiter, dass sich an anderer Stelle bereits etwas tut.
Erforderlich wurde die Sanierung, weil zerstörerischer Efeubewuchs das Mauerwerk angegriffen hatte. Nachdem dieser nun entfernt wurde, kann auch der Blick interessierter Passanten wieder ungestört auf ein Teilmonument des Mauerrings fallen, der einst die Siedlung „Monthabur“ umschloss, so Fries. „Hinter dem Restteil des Türmchens besaßen die Walpoden von Kobern einen Besitz, bestehend aus Haus, Scheune und Garten“, ergänzt Fries. „Ohne auf die Bedeutung des Walpodenamts näher einzugehen, hat sich der Name in unterschiedlicher Schreibweise über Jahrhunderte erhalten und zur Namensgebung des steilen Treppenaufstiegs zwischen Hospitalstraße und der Oberen Plötzgasse geführt.“
Der Name „Auf der Walpadyn“ sollte nach Fries' Auffassung auch in neuer Beschilderung unbedingt erhalten bleiben, denn er existiert für das Gässchen schon seit dem 16. Jahrhundert. „Auch historische Namen gehören zum geschichtlichen Erbe einer Stadt“, erläutert der Heimatforscher.
Auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich ist sicherlich, dass die katholische Kirche die Kosten für die Instandsetzung des Turms und eines Teils der Stadtmauer trägt. Aber, so Pfarrer Heinz-Walter Barthenheier, das historische Mauerwerk stehe nun einmal auf dem Gelände der Kirchengemeinde und damit habe diese auch die Verkehrssicherungspflicht. Die Kosten der aktuellen Maßnahme werden auf 50.000 Euro geschätzt, wobei den Löwenanteil das Bistum Limburg trage, erklärt Barthenheier. Ein Anteil von circa 10 Prozent entfällt demnach auf die Montabaurer Kirchengemeinde.
Der Fall zeigt somit auch ein Kuriosum am Rande: Demnach sind einige Teile der denkmalgeschützten Stadtmauer inzwischen in Privatbesitz übergangenen, weil sie sich auf Grundstücken befinden, die nicht der Kommune gehören. Nach dem Grundsatz „Eigentum verpflichtet“ obliegt damit auch die Instandhaltung den jeweiligen Grundstückseigentümern.