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Lammert als leidenschaftlicher Wahlkämpfer im Westerwald

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Von unserem Redakteur Andreas Jöckel

Norbert Lammert spricht vor den rund 200 Besuchern im Hotel Paffhausen über Werte in der Politik. Dabei verkauft er zwar geschickt die Entscheidungen der CDU-geführten Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel und deren Ziele im Falle einer Wiederwahl als erfolgreiche Politik. Aber er hackt nicht - wie oft im Wahlkampf üblich - auf den politischen Gegner ein. Außerdem nehmen die Zuhörer ihm ab, dass er aus Überzeugung spricht. Der 64-Jährige präsentiert sich als unaufgeregter Routinier mit starken, aber gelassenen Gesten.

Der intelligente Vortrag spinnt einen roten Faden von der Kommunalpolitik über die deutsche Vergangenheit mit der daraus resultierenden Verantwortung in Europa bis zur EU und der Lösung der Euro-Krise. Für einen Wahlkampfauftritt ungewöhnlich lange ist dabei kein Applaus zu hören. Fast 30 Minuten hören die Besucher stattdessen am Stück gebannt zu, bis die nächsten lautstarken Ovationen folgen.

Viel Zeit nimmt sich Norbert Lammert, um seinen Parteifreunden Argumente bei Diskussionen mit potenziellen Nichtwählern mitzugeben. Gemessen an der europäischen Geschichte, so der 64-Jährige, sei die momentane Situation, in der alle Deutschen frei wählen dürfen und im Frieden mit allen Nachbarn leben, der Ausnahmezustand: "Menschen, die es nicht anders kennen, halten dies für den Normalzustand", sagt Lammert. Ihnen müsse man klarmachen, welch hart erarbeitete Güter die Demokratie und der Frieden in Europa seien.

Frustrationen über die EU und die gemeinsame Währung kann der studierte Sozialwissenschaftler ebenfalls nicht verstehen. Außer den Vereinigten Staaten und China sei kein Staat mehr in der Lage, seine Interessen allein durchzusetzen. Als Verbund vieler Nationen gelte die EU als leuchtendes Beispiel. Deutschland sei "Hauptnutznießer" der EU: Ohne die Gemeinschaft wäre die Volkswirtschaft nicht so stark wie heute, und, auch die Wiedervereinigung hätte es nach Meinung Lammerts ohne EU nicht gegeben. Welchen Einfluss Deutschland innerhalb der EU hat, werde bei der Euro-Rettung deutlich. Beim diesem Thema tritt der Christdemokrat besonders vehement für den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein. Von moralischen Verpflichtungen Deutschlands zur Hilfe abgesehen, so Lammert: "Die Rettung des Euro war bislang für Deutschland nicht nur kein Verlust, sondern ein einträgliches Nebengeschäft." Die deutsche Volkswirtschaft habe keinen Schaden erlitten, sondern sei aufgrund der finanzpolitischen Rahmenbedingungen gewachsen.

Auch bei der Diskussion mit Bürgern merkt man Norbert Lammert seine jahrzehntelange Erfahrung in der Bundespolitik an. 1980 war er erstmals in den Bundestag eingezogen. "Das ist mein zehnter Wahlkampf", erzählt der gebürtige Bochumer. Diesmal sei das Rennen der beiden großen Lager Schwarz-Gelb und Rot-Grün völlig offen. Deshalb warnt er nicht nur seine Parteifreunde davor zu glauben, die Wahl sei schon gelaufen. Denn unabhängig von seiner politischen Überzeugung wünsche er sich als Demokrat vor allem eine hohe Wahlbeteiligung.


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