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Ersthelfer kommen aus dem Klassenzimmer

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Von unserer Redakteurin

Christina Nover

Diese möglichen Ernstfälle werden in der entsprechenden AG geprobt und die dazugehörenden Behandlungen in der Schulsanitäterprüfung abgefragt. Im vergangenen Schuljahr haben diese der Großteil der 15 Teilnehmer bestanden. Besonders die praktische Prüfung hatte es in sich, wie Sani-Neuling Celine Hüfken berichtet: "Das war schon richtig schwierig. Beim ersten Mal haben mit mir nur drei weitere bestanden, beim zweiten Mal dann aber acht." Insgesamt starteten so mehr als 40 aktive Schulsanitäter ins neue Schuljahr.

Wer Schulsanitäter werden will, muss sich auf viel Arbeit einstellen. 16 Unterrichtsstunden müssen pro Jahr absolviert werden. Dazu kommen Trainingswochenenden und -fahrten, bei denen mit Schminke und Schauspiel realistisch Notfälle dargestellt werden. Ist die Prüfung bestanden, wird derjenige in den Dienstplan aufgenommen. Wird ein Schulsani gebraucht, wird er ausgerufen und darf den Unterricht verlassen. Meistens geht es nur um Bauschschmerzen, Kopfschmerzen oder kleinere Verletzungen, aber manchmal wird's auch brenzlig. "Die schlimmsten Sachen passieren immer dann, wenn ich nicht da bin", erklärt Rettungssanitäter Oliver Thinius, der für die AG verantwortlich ist. Die Schulsanitäter können nur Erstversorgung leisten - Medikamente dürfen sie nicht verabreichen. Wer über Bauchschmerzen geklagt, der bekommt Tee und eine Wärmflasche. Wird eine weitere Behandlung nötig, ist ein Arzt gefragt. Im Verbandsbuch wird jeder Fall haargenau aufgezeichnet, was gegebenenfalls eine spätere Unfallmeldung erleichtert.

Mit ihrer Arbeit entlasten die Schüler das Sekretariat und die Lehrer und lernen Verantwortung, schon in jungen Jahren. Die AG wird ab der siebten Klasse angeboten, ab der Oberstufe helfen die Schulsanitäter nur noch sporadisch aus. Obwohl die Helfer so jung sind, werden sie dennoch mit Respekt behandelt. "Ich habe nur positive Erfahrungen bei der Arbeit gemacht. Die Leute bedanken sich und sind froh, dass sie geholfen bekommen", erklärt Lavdim Muzaqi, der seit mehreren Jahren als Schulsani unterwegs ist. Das Vertrauen in die Fertigkeiten ist da, und das verschafft den Jungen und Mädchen Respekt - bei Schülern wie auch bei den Lehrern.

Thinius hat die AG 2007 aufgebaut, seit 2008 sind die Schulsanitäter im aktiven Dienst. Einige Hilfsmittel, wie Tee gegen Bauchschmerzen, bezahlt er aus der eigenen Kasse. Allerdings gibt es nur schwarzen oder Jasmin Tee. "Als wir Zitronentee hatten, kamen die Leute noch freiwillig zu uns", scherzt der Lehrer. Doch es gibt immer noch genug zu tun, und um den Nachwuchs macht er sich auch keine Sorgen. Allerdings wird die AG in diesem Jahr erstmals außerhalb der Kernschulzeit angeboten. An elf Terminen, die freitags und am Wochenende liegen, werden nun die notwendigen Kenntnisse vermittelt.

Doch viele der jungen Leute werden von alleine auch außerhalb der Schule aktiv. Einige absolvieren unter anderem bei den Maltesern einen 80-stündigen Kurs zum Einsatzsanitäter. Andere suchen sich für das Diakonische Praktikum eine Rettungswache aus oder bewerben sich für die Schulferien um Sanitätsdienste im Ausland. Lavdim Muzaqi wurde durch die AG inspiriert: "Mir gefällt es, anderen Menschen zu helfen und man kommt viel rum. Ich will nach der Schule die Ausbildung zur Rettungsassistenten machen."


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