Von unserem Redaktionsleiter Markus Müller
Spezielle Schussschneisen in den großen Maisschlägen für die Bejagung des Schwarzwilds können helfen und zählen zu den wirksamsten Verhütungsmaßnahmen von Wildschäden. Allerdings müssen diese schon bei der Aussaat angelegt werden, stellen die Vorsitzenden der Westerwälder Bauern und Jäger, Heribert Metternich (Arnshöfen) und Klaus Skowronek (Westerburg), fest: "In vielen Revieren arbeiten Landwirte und Jäger in der Schadensbegrenzung erfolgreich zusammen."
Auf einem großen Maisfeld bei Bellingen demonstrieren der Weidenhahner Landwirt Klaus Schäfer und der zuständige Jagdaufseher Manfred Schäfer, wie das in vorbildlicher Weise funktioniert: Auf den ersten Blick ist die lange Schussschneise gar nicht zu erkennen, da der Landwirt bei der Aussaat an den Enden der Schneise einige Reihen Maiskörner in den Boden gedrillt hat. Als sich Landwirt, Jäger und eine Abordnung einen Weg durch den Mais gebahnt haben, liegt die lange Schussschneise vor ihnen. Sie zieht sich hoch bis kurz vor den nahegelegenen Waldrand.
"Doch bisher haben wir die Schneise noch gar nicht für die Bejagung gebraucht, denn das Schwarzwild ist nicht auf das Feld gelangt", freut sich Manfred Schäfer über seine Schutzmaßnahmen, bei denen er vom Jagdpächter Hubert Türk unterstützt wird. "Viele Jäger schützen Maisfelder nämlich durch Elektrozäune. Diese intakt zu halten und von Bewuchs zu befreien, ist jedoch sehr kostenintensiv und aufwendig und auch nur im Zusammenwirken mit dem betroffenen Landwirt umzusetzen", betont Skowronek. In Bellingen funktioniert diese Zusammenarbeit bestens: In Absprache mit seinem Namensvetter hat Jagdaufseher Schäfer direkt nach der Aussaat das riesengroße Feld mit einem Elektrozaun umgeben. Der wirkungsvolle Aufbau besteht aus drei Drähten: Der obere und der untere führen Strom, der mittlere dient zusätzlich als Erdung.
Doch mit dem Zaunaufstellen ist es längst nicht getan, stellen Landwirt und Jäger fest. Der Landwirt muss zum Beispiel darauf achten, den Zaun bei Arbeiten im Schlag nicht zu beschädigen beziehungsweise muss ihn öffnen, wenn er überhaupt aufs Feld gelangen will. Die Jäger müssen den kilometerlangen Zaun von Bewuchs freihalten, damit der Stromstoß nicht einfach im Boden landet, sondern bei Berührung auf das Tier übertragen wird und es so von dem Maisfeld fernhält. Zudem müssen sie dafür sorgen, dass die Batterie, die das Weidezaungerät mit Strom versorgt, regelmäßig ausgetauscht und wieder aufgeladen wird.
Kritisch wird die Lage, wenn die Sauen Maisfelder auch als Tageseinstand nutzen und/oder tatsächlich trotz Schutzmaßnahmen in den Schlag gelangen. "Um Schaden für den Landwirt zu vermeiden oder zumindest einzugrenzen, ist in diesem Fall sofort zu reagieren. Hier kann der zuständige Jagdpächter oft nicht auf das Wochenende warten", bittet Skowronek um Verständnis. Dennoch benötigten eine solche Maisjagd jedoch eine sorgfältige Planung und gute Vorbereitung. Da die Sicherheit immer im Vordergrund steht, appelliert der Kreisvorsitzende an Bürger und Erholungsuchende, die Warnhinweise ernst zu nehmen.
"Jäger achten bei solchen Bewegungsjagden auf höchste Sicherheitsstandards", meint Skowronek. "Alle Jäger tragen signalfarbene Warnkleidung, und beim Anstellen der Schützen, also bei der Auswahl und Zuweisung ihrer Standorte, wird darauf geachtet, dass sich diese nicht gegenseitig und vor allem keine Außenstehenden gefährden. Wege und Straßen dürfen auf keinen Fall im Schussfeld eines Schützen liegen."