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Traumalos gründet sich in Westerburg neu

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Von unserer Reporterin Angela Baumeier

Treffen wird sich die Gruppe jeden dritten Dienstag eines Monats um 19.30 Uhr im Gruppenraum der Westerwälder Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (Wekiss) in Westerburg (Neustraße 34). Bislang gab es ein solches Treffen schon in Rennerod; von dem Umzug und der Neugründung erhoffen sich die Leiterinnen, noch mehr Betroffene im Westerwald zu erreichen. "Unser Angebot richtet sich sowohl an Soldaten, an zivile Rettungs- und Einsatzkräfte sowie an deren Angehörige - und darüber hinaus an jeden Menschen, der eine helfende Hand sucht, der Rat braucht, der reden möchte", betont Pongratz.

Die Gründe für die seelischen Verletzungen können sehr unterschiedlich sein: Mobbing, Gewalt in der Partnerschaft, schwere Unfälle, Einsätze im Rettungsdienst, aber ebenso die Folge von humanitären Hilfseinsätzen ziviler Hilfsorganisationen und Kriegserlebnissen bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr. In der Selbsthilfegruppe gilt das Motto "Geteiltes Leid ist halbes Leid". Schon die Teilnahme ist der erste Schritt, sich dem Trauma zu stellen. Denn oft werden Traumatisierte von ihren Erlebnissen verfolgt, die Gedanken drehen sich im Kreis, schüren Angst - aber der Betroffene kann nicht darüber reden, vor allem oft nicht zu seinen nächsten Angehörigen oder Freunden, die so selbst zu Betroffenen werden.

Pongratz verdeutlicht das an einem Fall, den der bundesweit 73 Mitglieder zählende Verein betreute: Als eine junge Frau mit ihrem kleinen Sohn ins Auto stieg, rastete ihr Mann plötzlich aus und verbot ihr, mit dem Kind wegzufahren. Nach diesem Vorfall zog er sich immer mehr in sich selbst zurück und entwickelte einen regelrechten Kontrollzwang. Die Frau konnte sich das nicht erklären und suchte schließlich Hilfe bei Traumalos. Was sie nicht wusste, war, dass ihr Mann als Einsatzkraft bei einem schweren Unfall eine junge Mutter nur noch tot aus dem Fahrzeug bergen konnte, deren Sohn lebend. Und dieser hatte - wie bei dem Vorfall in der eigenen Familie - an diesem Tag ein grünes T-Shirt an. Das Trauma brach sich nicht sofort Bahn, sondern erst in dem Moment, als sich die Situationen zu gleichen schienen (Auto - Mutter - Kind mit grünem T-Shirt).

"Wir sind keine Therapeuten, keine Psychologen, arbeiten aber mit Fachkräften zusammen und sind für die Leitung einer Selbsthilfegruppe geschult worden", betont Schremmer. "Wir hören zu, reden und schweigen. Wir ebnen sozusagen den Weg und sind Teil eines Netzwerks von Hilfsleistungen", charakterisiert sie ihre Aufgabe. Damit dieses Hilfsangebot greift, ist Anonymität oberstes Prinzip - ebenso wie der Grundsatz, dass alles vertraulich behandelt wird. Dass Pongratz und Schremmer sich für den Verein Traumalos und eine Selbsthilfegruppe im Westerwald engagieren, ist für sie ein Bedürfnis. Schremmer arbeitete viele Jahre als Zivilkraft bei der Bundeswehr. Die Tochter von Regina Pongratz, Katharina, ist Hauptmann bei der Bundeswehr. Sie war ein halbes Jahr in Afghanistan stationiert und gründete den Verein, dessen Vorsitzende sie ist. Pongratz Ehemann war 1999 in Bosnien eingesetzt, als dort der Krieg losbrach.

Weitere Informationen unter www.traumalos.de


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