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Hochwasserschutz in Deesen ist dem Land zu teuer

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Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand

Ein Bürger warnt nun vor häufigeren Überschwemmungen auf den benachbarten Grundstücken, wenn es den Mauerwerksbogen als Entlastungsbauwerk nicht mehr gibt. Schon jetzt komme es vor allem bei Tauwetter immer wieder vor, dass sein Keller und seine Garage volllaufen, berichtet Hans Ramroth. Der Deesener hat sich deshalb mit einer Beschwerde an den Bürgerbeauftragten des Landes gewandt.

Ramroth wohnt wie einige weitere Nachbarn in der Nähe des Saynbachs. Wenn dieser über die Ufer tritt, staut sich das Wasser bis auf die Privatgrundstücke. Bislang konnte dank des Mauerwerkbogens zumindest ein Teil des Hochwassers ablaufen. Künftig wird das jedoch schlechter funktionieren, erklärt Ramroth. Denn die Brücke wird zubetoniert und mit einem deutlich schmaleren Rohr als Wasserdurchlass versehen. Ärgerlich findet der Bürger vor allem, dass die alte Brücke nicht einfach saniert wurde. Denn das sei seinem Kenntnisstand nach sogar günstiger gewesen als der nun durchgeführte Umbau. Allerdings hätte das Land in diesem Fall weiterhin den Unterhaltungsaufwand der Brücke tragen müssen - diese Kosten dürften sich für die L 304/L 306 nun deutlich reduzieren.

Der kritisierte Landesbetrieb Mobilität bezeichnet die Baumaßnahme indes als wirtschaftlichen Kompromiss. Weil bei dem alten Durchlass mittelfristig ein Einsturz drohte, sei eine Sanierung nötig gewesen, erläutert LBM-Chef Ulrich Neuroth. Die Diezer Straßenbaubehörde wehrt sich allerdings gegen die Behauptung, eine Instandsetzung des alten Mauerwerks wäre günstiger gewesen als der Umbau. Die nun laufende Maßnahme kostet demnach 70 000 Euro. Eine herkömmliche Sanierung wäre laut Neuroth noch teurer gewesen und hätte das Problem nicht dauerhaft gelöst, denn die alte Brücke sei durch Oberflächenwasser immer wieder beschädigt worden.

Letztlich scheiden sich die Geister aber vor allem an der Einschätzung der Gefahrenlage für die Anlieger. Nach Angaben des LBM habe die alte Brücke nämlich nur bei Extremwetterlagen, die alle 100 Jahre oder noch seltener auftreten, eine Entlastung gebracht. Ramroth hingegen verweist auf alte Briefwechsel, die er in Archiven fand und die belegen, dass die Brücke schon bei ihrem Bau im 19. Jahrhundert dem Schutz der Bürger vor Hochwasser dienen sollte. In den vergangenen Jahren haben diese Extremwetterlagen eher zu- als abgenommen, sagt der Deesener. Das zeigten mehrere Jahrhunderthochwasser an deutschen Flüssen in nur wenigen Jahren. Mit Fotos aus dem Januar 2011 kann der Anlieger zudem dokumentieren, wie sein Grundstück bei einem Hochwasser des Saynbachs überflutet wurde. Als er sich beim Umweltministerium in Mainz beschwerte, erhielt Ramroth aber nur die lapidare Antwort, es sei Sache der Anlieger, selbst notwendige Maßnahmen zum Hochwasserschutz zu ergreifen. Als Hilfestellung legte die Behörde eine Broschüre bei.


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