Enspel - Sowohl konzeptionell als auch finanziell ist nun die Basis für eine gesicherte Zukunft des Stöffels geschaffen.
Von unserer Reporterin Angela Baumeier
Das betonte Gerhard Loos als Vorsitzender des Zweckverbandes Stöffelpark bei der Unterzeichnung der neuen Pachtverträge und der privatrechtlichen Abwicklungsverträge (Rekultivierung). „Damit kann eine jahrelange Arbeit ins Ziel geführt werden."
Unterzeichnet wurden die Verträge von den Vertretern der Ortsgemeinden Enspel (Dieter Wisser), Nistertal (Gisbert Dörner), Stockum-Püschen (Angelika Dillenberger), von Gerhard Loos und den Vertretern der Abbauunternehmen: Dr. Alexander Bach, Peter Winters, Hans Joachim Partsch (alle Basalt-Actien-Gesellschaft Bergisch-Westerwälder Hartsteinwerke, BAG) und Dr. Michael Pescher (Firma Adrian Basalt). Die Gewinnungsflächen im Abbaugebiet stehen im Eigentum der Ortsgemeinden Nistertal, Enspel und Stockum-Püschen und sind von der BAG gepachtet. Die alten Pachtverträge, die in den 1980er-Jahren abgeschlossen wurden, laufen nun aus.
Darin enthalten war auch eine Rekultivierungsplanung, die als Folgenutzung die Aufforstung mit Wald (nach vorheriger Teilverfüllung mit unbelastetem Erdaushub) vorsah, wie Winters erläuterte. Diese Planung wurde Anfang der 1990er-Jahre jedoch aufgrund der bedeutenden Fossillagerstätte öffentlich-rechtlich nicht genehmigt und eine spätere Regelung vorbehalten. Vor dem Hintergrund, dass in wenigen Jahren der Basaltabbau im Stöffel endet, musste nun ein neues Rekultivierungskonzept vereinbart werden. Dabei sollen die touristischen Ziele des Tertiär- und Industrieerlebnisparks mit dem Potenzial des stillgelegten Steinbruchs verbunden werden. Vorgesehen ist, dass ein etwa 20 Meter tiefer See entsteht, der allerdings nicht zum Baden genutzt werden kann. Die entsprechenden Anträge wird die BAG im kommenden Jahr stellen.
Da die ursprünglich geplante forstwirtschaftliche Nutzung des Areals nicht möglich ist, wird im Rahmen der nun unterzeichneten Abwicklungsverträge mit der BAG beziehungsweise der Firma Adrian Basalt eine Ausgleichszahlung (für diesen Nutzungsverzicht) in Höhe von 535 000 Euro an den Zweckverband geleistet. Wie Loos weiter informierte, werden die drei Ortsgemeinden künftig jährlich einen Betrag von 10 000 Euro und die Verbandsgemeinde Westerburg sowie der Westerwaldkreis (in dessen Vertretung Pascal Becker bei der Vertragsunterzeichnung dabei war) jeweils 150 000 Euro zur Finanzierung des laufenden Betriebs sowie der Zinstilgung zu leisten haben. Hinzu kommt eine Einmalzahlung von jeweils knapp 130 000 Euro der Ortsgemeinden sowie von je 1,6 Millionen Euro seitens der Verbandsgemeinde und des Kreises.
„Mit der Unterzeichnung der Rekultivierungsverträge geht eine Ära zu Ende. 2016 wird hier endgültig Schluss mit dem Basaltabbau sein", betonte Loos und ging auf die mehr als 100-jährige Geschichte dieses Industriezweigs in der Region ein. Er dankte dabei auch der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), die mit Birgit Stuhlmacher nicht nur die erste Geschäftsführerin des Stöffelparks stellte, sondern durch diese auch die Fossillagerstätte ihre weltweite Bedeutung erlangte. Thomas Schindler (GDKE) informierte, dass die Grabungen weitergeführt werden. Die Funde seien vielversprechend, auch wenn noch immer kein Krokodil gefunden werden konnte.
„Wir bedauern, dass sich ein so bedeutender Vertragspartner (BAG) zurückziehen muss, weil die Vorkommen erschöpft sind. Danke für die gute Zusammenarbeit und die finanziellen Mitteln, die unseren Ortsgemeinden (aus den Pachtverträgen) sehr zugute gekommen sind", erklärte Dörner. „Wir hoffen, dass wir an die Erfolggeschichte des Basaltanbaus mit Tourismus anknüpfen können", richtete Wisser als Vorsitzender des rund 250 Mitglieder zählenden Stöffelvereins den Blick nach vorne. Rund 20 000 Besucher ziehe der Stöffel mit seinen vielseitigem Veranstaltungsplan jährlich an. Auch Dillenberger zeigte sich erfreut, „dass die Kuh nun vom Eis ist" und hofft, dass der Stöffelpark noch ganz viele Jahre leben werde. Aber der Ortsgemeinde werde das Geld nach 2016 natürlich fehlen.
Basaltabbau im Stöffel
Im Abbaugebiet Stöffel wurde über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert Basalt gewonnen. Dadurch nahm die Region, die als „arme Leute Land" galt, einen wirtschaftlichen Aufschwung. In den Glanzzeiten gab es dort bis zu 1500 Arbeitsplätze. Die Jahresproduktion der Stöffelbetriebe betrug einmal rund 1,4 Millionen Tonnen. Die Lagerstätte mit einer Gesamtgröße von rund 125 Hektar ist nun fast vollständig erschöpft, die Produktion wird in wenigen Jahren endgültig eingestellt. Basalt aus dem Stöffel war und ist ein begehrter Rohstoff: Er wurde nicht nur in der Region gebraucht, sondern beispielsweise auch auf dem Flughafen von Brasilia verwendet.