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Enkelin: Ich wollte nicht, dass Oma geknebelt wird

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Hillscheid/Koblenz - Sie war bei dem brutalen Überfall auf ihre Oma in Hillscheid dabei - aber sie wollte nur das Geld der 86-Jährigen. Sie wollte nicht, dass ihr Komplize die alte Frau fesselt, knebelt und ihren Kopf dann mit einer Decke und Panzertape umwickelt.

Von unserem Redakteur Hartmut Wagner

Das hat die angeklagte Enkelin (21) jetzt vor dem Landgericht Koblenz im Prozess um den Überfall ausgesagt. Sie sagte, ihr mitangeklagter Komplize (27) sei allein für die Brutalität der Tat verantwortlich. Der aber stellte alles völlig anders da: Die Enkelin habe das Fesseln und Knebeln ihrer Großmutter verlangt. Ihr sei deren Schicksal egal gewesen.

Die Enkelin und der 27-Jährige stehen stehen seit Dezember vor Gericht - nicht nur wegen des Überfalls auf die 86-Jährige, sondern wegen eines dreitägigen Raubzuges Mitte 2013. Am dritten Prozesstag gestanden beide drei Überfälle, wobei der Mann die Kassierer jeweils mit einer Gaspistole bedrohte, die Frau im Auto auf ihn wartete. Am 7. Juni versuchten sie einen Kiosk in Halver (Nordrhein-Westfalen) auszurauben, schafften es aber nicht, weil der Kassierer kein Geld herausgab. Am 8. Juni überfielen sie die Aral-Tankstelle in der Alleestraße in Montabaur, machten aber keine Beute, weil niemand die Kasse öffnen konnte. Ebenfalls am 8. Juni überfielen sie die Tankstelle in Boden. Beute: 380 Euro.

Am 9. Juni raubten beide die 86-Jährige aus. So schilderte die 21-Jährige im Prozess die Tat: Sie und ihr Komplize brauchten Geld für Drogen. Sie sagte ihm, er solle bei ihrer Oma klingeln, sich als Kirchenvertreter ausgeben. Dann, wenn ihre Oma ihn hereinbittet, solle er ein Glas Saft verlangen. Während die 86-Jährige den Saft im Keller holt, solle er das Wohnzimmer nach Geld durchsuchen, alles einpacken und flüchten. Sie warte im Auto.

Doch alles lief anders - so die Aussage der Enkelin. Als ihr Komplize im Haus war, rief er sie auf dem Handy an und sagte: "Es ist etwas schief gelaufen!" Sie lief dann ins Haus. Als er ihr in der Küche erzählte, dass er die alte Dame nebenan im Wohnzimmer gefesselt hat, sei sie fassungslos gewesen. Doch sie befreite ihre Oma nicht, weil sie Angst hatte, dass sie dann von ihr erkannt würde. Sie ging zurück zum Auto. Als ihr Komplize nachkam, wollte sie unbedingt wissen, ob es ihrer Oma gut geht.

Der 27-Jährige stellte den Überfall völlig anders dar: Die Enkelin arbeitete demnach im Westerwald für eine Drückerkolonne und hatte Panik, weil sie ihren russischen Chefs 4000 Euro schuldete. Darum drängte sie ihn, ihre Oma zu überfallen. Sie kaufte das Klebeband und wusste, wie er die Tat verüben würde. Er klingelte dann am Haus und gab sich als Kirchenvertreter aus. Die 86-Jährige bat ihn herein. Er fesselte und knebelte sie, umwickelte ihren Kopf. Er rief die Enkelin ins Haus, durchsuchte mit ihr die Zimmer nach Wertsachen.

Laut Aussage des 27-Jährigen, sah die Enkelin ihre gefesselte Oma auf dem Boden liegen und sagte: "Die wird schon jemand finden!" Dann ließen beide die 86-Jährige im Haus zurück und flüchteten mit ihrer Beute - Geld und Schmuck. Der Prozess geht am 24. Januar weiter.


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