Westerwald - Rost, Dreck und Schmierereien prägen im Inneren des fast 50 Jahre alten Köppelturms das Bild. Das einst eindrucksvolle Bauwerk droht zu vergammeln.
Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand
Ein weithin sichtbares Wahrzeichen des unteren Westerwalds ist der knapp 38 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Köppel. Wer sich die Mühe macht, die markante Kuppe der Montabaurer Höhe zu erklimmen, muss jedoch mit einem traurigen Anblick rechnen. Der Aufzug ist schon lange außer Betrieb. Wer zur Aussichtsplattform möchte, muss im Eingangsbereich 1 Euro einwerfen und anschließend die abgewetzten Treppenstufen nehmen. Die öffentlichen Toiletten gibt es mittlerweile nicht mehr. Der Wirt der benachbarten Köppelhütte stellt seine sanitären Anlagen aus Kulanz auch den Wanderern zur Verfügung, wenngleich er sich über den vergammelten Turm in unmittelbarer Nachbarschaft ärgert. „Einladend sieht das sicher nicht aus – und manche Leute denken, wir hätten etwas damit zu tun", schimpft Peter Schröder.
Eigentümer der Immobilie ist der Westerwaldkreis, und der macht keinen Hehl aus seinem Wunsch, den Turm für einen symbolischen Preis zu verkaufen. Schon seit Jahren wird nach einem Interessenten gesucht. Doch da es nahezu unmöglich ist, den Aussichtsturm wirtschaftlich zu betreiben, findet sich niemand.
Der Turm müsste obendrein dringend saniert werden, was nach Angaben der Kreisverwaltung mehr als 100.000 Euro kosten würde. Doch die Kommune muss mehr als 20 Immobilien unterhalten, von denen die meisten deutlich wichtiger sind als ein derartiges Ausflugsziel. Die Kreisverwaltung beschränkt sich deshalb auf das Nötigste: ihre Verkehrssicherungspflicht, damit auf dem Turm niemand zu Schaden kommt.
Dabei könnte ein intakter und gepflegter Aussichtsturm durchaus ein Aushängeschild für den unteren Westerwald sein. Regelmäßig erkundigen sich Besucher der Montabaurer Tourist-Information nach Wandermöglichkeiten auf dem Köppel, berichtet Leiterin Karin Maas. Die Montabaurer Höhe zähle zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Umgebung. Bislang sei leider auch die Beschilderung der Wege zum Turm nicht besonders gut, ergänzt Maas. Aber zumindest in diesem Punkt wird demnächst Abhilfe geschaffen. In Zusammenarbeit mit dem Westerwald-Verein wird die Tourist-Information im Frühjahr neue Hinweisschilder anbringen lassen.
Potenzial bescheinigt auch Christoph Hoopmann, Geschäftsführer der Westerwald Touristik-Service, dem Aussichtsturm. „Allerdings nicht in der aktuellen Form", ergänzt er einschränkend. Auf den offiziellen Internetseiten der Touristiker sucht man folglich vergeblich nach Hinweisen auf dieses Ausflugsziel – ein entsprechender Link führt ins Leere. Das Werben für den Köppelturm übernehmen andere Wanderfreunde auf ihren überwiegend privaten Seiten. Dort wird in überschwänglichen Tönen die grandiose Aussicht bis ins Rheintal gelobt.
Dass eine Sanierung des Turms eine zu große finanzielle Belastung für den Westerwaldkreis darstellt, kann im Übrigen sogar der Wirt der Köppelhütte nachvollziehen. Nicht verstehen kann Schröder allerdings, dass man die Immobilie derart vergammeln lässt. Schon seit mehr als 20 Jahren sei dort kein Eimer Farbe mehr aufgebracht worden. Man halte es offenbar nicht einmal für nötig, die Treppe zu kehren oder die Mülleimer regelmäßig auszuleeren, ärgert er sich. „Die Leute kommen zu uns und sagen, dass es im Turm schlimm aussieht", ergänzt Schröder. Wahrscheinlich sei die Immobilie schon bald so baufällig, dass sie aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt werden muss.