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Junge Pädagoginnen satteln aufs Pferd um

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Hundsangen - Voller Ideen stecken Julia Balser (30) und Clara Barth (29). Und dafür haben die beiden ihren Lebensentwurf komplett umgekrempelt und sattelten von der Arbeit in einem Gymnasium aufs Pferd um.

Von unserer Reporterin Angela Baumeier

Nach dem plötzlichen Tod Alfred Balsers im Juli 2013 entschied sich die studierte Gymnasiallehrerin Julia, gemeinsam mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Iris das Lebenswerk ihres Vaters mit den eigenen Lebenswegen und den „Hof am Buch" in Hundsangen weiterzuführen. 1995 hatte Alfred Balser den Hof als Milchwirtschaftsbetrieb von der Familie Sucke übernommen und diesen als Reitbetrieb neu aufgebaut. Heute leben dort rund 20 Pferde (mit Einstellpferden).

Während Iris Balser gerade ein Referendariat in Köln absolviert und auf dem „Hof am Buch" für die Administration und das erlebnispädagogische Sportprogramm zuständig ist, hat Julia sich ganz und gar dem Hof verschrieben. Der Schritt in die Selbstständigkeit bedeutet für sie eine „große Aufgabe, die ich angenommen habe und fortführen möchte." Als ihr Vater starb, hatte sie gerade den Umzug nach Leipzig hinter sich, wo sie als Lehrerin arbeiteten wollte. Zwar hatte sie schon als Zwölfjährige das Reiten gelernt, doch dann eigentlich ihrem Vater geraten, den Hof aufzugeben. Von einem Tag auf den anderen entschied sie sich dann, diesen (mit ihrer Schwester) zu übernehmen: „Das war eine Bauchentscheidung. Ich habe gemerkt, dass mein Herz an diesem Stück Heimat hängt", begründet sie.

Das Team vervollständigt Clara Barth, die Julia schon von der Referendariatszeit in Duisburg kennt. Zwar hatte sie „Null Erfahrung mit Pferden", entschied sich aber trotzdem dafür mitzumachen. Am Hof ist sie nun für die Organisation und Verwaltung zuständig – und hat natürlich inzwischen auch Reiten gelernt.

Nach und nach arbeiteten sich die beiden Freundinnen in das neue Metier ein. Gibt es Fragen, so können sie sich beispielsweise an den Bauernverband wenden, deren Mitglied sie sind. „Das Schöne ist, dass wir den Hof langsam zum Laufen bringen", freuen sie sich.

Da ist zum einen die Landwirtschaft, denn zur Versorgung der vielen Tiere des Hofes (neben den artgerecht gehaltenen Pferden und Ponys leben dort auch Katzen, Hunde, Ziegen, Hühner und Rinder) werden Stroh und Heu selbst produziert. Weiter ankurbeln wollen die jungen Frauen den Reitbetrieb – für kleine Kinder bis hin zu Erwachsenenstunden. Der Hof mit der Reithalle, dem Reit- sowie Longierplatz bietet dafür ideale Voraussetzungen. „Wir wollen auch ,Muttireitstunden' anbieten, für junge Frauen, die als Mädchen einmal geritten sind und nun vormittags, wenn ihre Kinder in der Schule sind, Zeit dazu hätten, ihr Hobby neu aufzugreifen", kündigt Balser an. Ab Februar wird dafür eine Reitlehrerin am Hof fest angestellt. Geplant sind auch Tages- und Wanderritte. Zudem ist der „Hof am Buch" seit Januar 2014 Mitglied im Verein „Westerwald-Taunus zu Pferd", einem qualitätsgeprüften Netz von Wanderreitstationen, und bietet für Reiter und Pferde Übernachtungs- beziehungsweise Unterstellmöglichkeiten an.

Im Programm stehen auch Reiterferien. „Da gehen wir weg vom klassischen Angebot ,Mädchen auf Pferd' hin zur Erlebnispädagogik", kündigen Barth und Balser an, die sich über Kooperation mit den Jugendpflegen Wallmerod, Hadamar und Dornburg freuen. Gerne wären sie auch bereit, ihren Hof für Kindergartengruppen oder Schulklassen zu öffnen.

Neuestes Projekt ist „Tierisch gut lernen! Hausaufgaben und Reiten" (siehe Auslagerung), das jetzt startet. Balser und Barth hoffen, dass das Gesamtpaket mit individueller Hausaufgabenhilfe, pädagogischer Betreuung und Reitstunden gut angenommen wird. „Wir wollen ein Ort sein, an dem die Kinder gerne bleiben. Denn hier gibt es viel zu entdecken und zu erleben: das klassische Landleben, mit allen seinen Möglichkeiten", sagen Balser und Barth. Ihre Entscheidung für den „Hof am Buch" haben sie bislang keinen Tag bereut.

Den „Hof am Buch" findet man an der Straße von Hundsangen nach Weroth.

„Tierisch gut lernen!" verbindet Hausaufgaben und Reiten 

Ab Februar findet auf dem Hof am Buch an ein bis zwei Nachmittagen pro Woche eine Halbtagesbetreuung für Kinder statt. Julia Balser und Clara Barth möchten dabei ihre pädagogische Ausbildung und Erfahrung in der Kinderbetreuung nutzen, um eine neue Form der Halbtagesbetreuung anzubieten. Das Konzept für „Tierisch gut lernen – Hausaufgaben und Reiten" orientiert sich an den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen, die sich in der Schule mit gesteigerten Leistungsanforderungen konfrontiert sehen. Ziel ist, auf dem Hof ein angenehmes Lernumfeld mit qualifizierter Betreuung zu schaffen und dieses mit dem Angebot für Reitunterricht zu verbinden. Die Arbeit mit Pferden unterstützt nicht nur motorische und kognitive Fähigkeiten, sondern fördert insbesondere das Selbstbewusstsein sowie die Selbstmotivation und unterstützt die Vertrauensbildung und Kommunikationsfähigkeit. Gemeinsam mit den Eltern und dem Kind werden individuelle Hausaufgabenhilfekonzepte erstellt. Zusätzlich zur Hausaufgabenbetreuung besteht auch die Möglichkeit, gezielte Einzelförderung in Form von Nachhilfe in verschiedenen Schulfächern in Anspruch zu nehmen.

„Tierisch gut lernen!" wird beim Kennlerntag am Sonntag, 2. Februar, ab 15 Uhr auf dem Hof am Buch vorgestellt. Weitere Informationen und Anmeldung unter Telefon 06435/6949 oder per E-Mail kontakt@hofambuch.de  bau

 


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