Montabaur - Am Montabaurer ICE-Bahnhof fehlen langfristig bis zu 400 Parkplätze. Das haben Gutachter des Wirgeser Ingenieurbüros Manns ermittelt, die im vergangenen Jahr die Verkehrssituation rund um den Bahnhof untersuchten.
Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand
Auftraggeber der Studie waren die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Westerwaldkreises (WfG) sowie die Stadt und die Verbandsgemeinde Montabaur. Die politisch Verantwortlichen erhofften sich von dem Gutachten unter anderem konkrete Hinweise, was im ICE-Park verbessert werden kann. Die Verkehrssituation auf den Straßen am Bahnhof gilt schon seit einigen Jahren als angespannt, weil inzwischen wesentlich mehr Berufspendler aus der Region mit dem ICE zur Arbeit fahren, als bei Planung des Bahnhofs kalkuliert wurde. Täglich steigen bis zu 2500 Menschen in Montabaur ein und aus. Der Erfolg des Bahnhofs hat den Westerwald als Wirtschaftsregion belebt, er hat aber auch seine Schattenseiten: Für Pendler artet die Autofahrt zum ICE-Park und die Suche nach einem Stellplatz regelmäßig in Stress aus, weil die Verkehrswege überlastet sind.
Das bestätigen nun auch die offiziellen Ergebnisse der Gutachter. Der Löwenanteil der rund 1200 Parkplätze befindet sich auf der Nordseite des Bahnhofs unweit der A 3. Der dortige Parkplatz mit insgesamt 913 kostenfreien Stellplätzen ist regelmäßig überfüllt. Viele Pendler stellen ihr Auto notgedrungen auf den Zufahrtswegen oder halb im Gelände ab, weil sie in Bahnhofsnähe keine andere Möglichkeit finden. Die Parkplatzauslastung liegt nach Angaben des Ingenieurbüros Manns regelmäßig bei mehr als 100 Prozent.
Selbst überrascht waren die Auftraggeber der Studie über den verhältnismäßig geringen Fremdparkeranteil auf den Stellflächen an der Bahnhofsnordseite. Demnach sind 85 Prozent der Parkplätze tatsächlich durch Bahnkunden belegt. Die restlichen 15 Prozent (circa 140 Stellplätze) entfallen zu fast gleich großen Teilen auf Fahrgemeinschaften und Beschäftigte im ICE-Park. Betrachtet man die Zeiten, zu denen sich der Parkplatz üblicherweise füllt, so verblüfft das Ergebnis allerdings kaum noch: Die meisten Bahnpendler sitzen schon vor 7 Uhr morgens in ihrem Zug. Wenn die Beschäftigten im Montabaurer ICE-Park ihren Dienst antreten, ist der Parkplatz somit schlichtweg schon voll.
Das Ingenieurbüro empfiehlt den Verantwortlichen aber nicht nur eine Erweiterung des Parkplatzangebots. Auch ein sogenanntes Parkleitsystem ist dringend angeraten. Aktuell können Autofahrer kaum erkennen, wo im ICE-Park noch freie Stellflächen zu finden sind. So mancher Pendler kurvt mitunter minutenlang zwischen geparkten Wagen herum, während es andernorts noch freie Parkplätze gibt. Die weiter von der Autobahn entfernte Westseite des Pendlerparkplatzes zum Beispiel füllt sich meist zuletzt, weil sie schlecht einzusehen ist. Und auch im Parkhaus unterhalb der Bahnallee auf der Südseite gibt es oft noch freie Plätze, die allerdings im Gegensatz zu den restlichen Stellplätzen gebührenpflichtig sind. "Sie sind aber nicht so teuer, wie manche Leute meinen", ist WfG-Chef Wilfried Noll überzeugt. Eine Tageskarte zum Beispiel kostet 6 Euro, der Wochentarif liegt bei 18 Euro, und eine Monatskarte ist für 60 Euro erhältlich.
Auf Sicht muss aber dennoch eine Erweiterung des Stellplatzangebots erfolgen, betont Noll. Kurzfristig wird mit der Bahn über eine provisorische Erweiterung des Parkplatzes auf der Nordseite in Richtung Westen gesprochen. Dort wäre noch Platz für circa 130 bis 140 Stellplätze. Mittelfristig wird der Bau einer zweiten Ebene in Form eines Parkhauses geprüft. Mit der Erweiterung des Stellflächenangebots könnte dann auch die Einführung eines Parkgebühren- und Parkleitsystems für das Bahnhofsumfeld erfolgen.
Obwohl die Grundstücke der Bahn gehören, ist eine Bewirtschaftung der Flächen noch auf Jahre nur mit Zustimmung des Westerwaldkreises möglich. Das Erheben von Parkgebühren sei jedenfalls nicht vor einer Erweiterung der Stellflächen geplant, so Noll. Ein derartiges Konzept müsse ohnehin zuvor mit der Stadt Montabaur abgestimmt werden, die für die öffentlichen Stellplätze auf der Bahnhofsüdseite zuständig ist.