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Auf dem Stegskopf herrscht Lebensgefahr

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Westerwald - Seit genau 99 Jahren wird auf dem Stegskopf scharf geschossen. Handgranaten, Panzerfäuste, Geschosse und sonstige Munition fliegen seitdem auf der Erhebung, die zu den Landkreisen Altenkirchen und Westerwald gehört, durch die Luft. Auf Anfrage unserer Zeitung hat die Bundeswehr nun mitgeteilt, dass sie den Schießbetrieb am Freitag kommender Woche einstellen wird.

Von unserem Redakteur Marcelo Peerenboom

Und in dreieinhalb Wochen schließt das Verteidigungsministerium den Truppenübungsplatz Daaden, wie er offiziell heißt, komplett. Was danach mit dem Gelände passiert, ist noch offen, wie Michael Lieber, Landrat im Kreis Altenkirchen, bedauert. Eines ist aber nach seiner Einschätzung klar: Auf dem Stegskopf herrscht für Wanderer Lebensgefahr.

Die Naturschutzverbände BUND, Nabu und GNOR hatten mit ihrem "Zukunftsappell Stegskopf", den sie an die beiden Landräte Lieber und Achim Schwickert (Westerwald) gerichtet hatten, den Finger in genau diese Wunde gelegt. Darin forderten sie die Landräte auf, das komplette Gebiet zu sperren, um Gefahren für die Bevölkerung auszuschließen.

Diesen Ball hat Michael Lieber zwar aufgeschnappt, spielt ihn aber gleich weiter an den geschäftsführenden Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU). Diesem hat er jetzt einen deutlichen Brief geschrieben. Als Landrat sei er in tiefer Sorge, schreibt Lieber an seinen Parteifreund. Schließlich drohe den Menschen der Region Westerwald/Sieg bedingt durch die Altlasten- und Kampfmittelbelastung des Platzes "eine Gefährdung von Leib und Leben". Aus diesem Grund erwartet der Altenkirchener Landrat, "dass die zugesagte Nutzung der Bundeswehr bis 30. Juni 2014 und damit einhergehend auch die Bewachung des Areals im bisherigen Umfang sowie die Bewirtschaftung des Lagers (Heizung, Abwasser) über den Winter aufrechterhalten wird", heißt es in dem vierseitigen Brief an den Verteidigungsminister.

Bislang war stets davon die Rede, dass die Bundeswehr zwar den Truppenübungsplatz zum 31. Dezember 2013 aufgibt, aber die militärische Nutzung erst zum 30. Juni 2014 beendet. Dies hatte Oberstleutnant Ingo Osbahr noch im April 2012 erklärt, als er über die Umstrukturierung berichtete. Ähnlich hatte sich das auch angehört, als Oberstleutnant Hagen Strunk Anfang Juli beim Besuch der Mainzer Umweltministerin Ulrike Höfken referierte. Er hatte erklärt, bis zum 30. Juni 2014 sei ein reduzierter Personalbestand auf dem Stegskopf tätig, auch wenn das Gelände offiziell am 1. Januar 2014 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergeben werde. Jetzt geht alles offenbar doch viel schneller. Auf Anfrage erklärte ein Sprecher des Bundesamts für Infrastruktur der Bundeswehr, man wolle die Liegenschaft zeitnah zurückgeben. Das bedeutet laut Landrat Lieber, dass dann jeder Bürger das Gelände betreten könnte - was er für brandgefährlich hält.

Der Truppenübungsplatz: Die Übungsfläche der Bundeswehr auf dem Stegskopf ist 1156 Hektar groß, 860 Hektar davon sind Forstbetriebsfläche. Das Gebiet hat Mittelgebirgscharakter und grenzt an ein Niedermoorgebiet an. Der 560 Meter hoch gelegene Bundeswehrübungsplatz gilt als einer der kältesten militärisch genutzten Standorte in Deutschland. 


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