Montabaur - Bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion Bücher zu besprechen, ist für viele Menschen schon in ihrer Muttersprache eine Herausforderung. Am Montabaurer Mons-Tabor-Gymnasium haben Schüler der Jahrgangsstufe 12 in dieser Woche allerdings bewiesen, dass sie diese Aufgabe sogar auf Französisch bewältigen können.
Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand
Der Leistungskurs von Ulrike Weiwad-Klenk nahm mit der Veranstaltung am sogenannten "Prix des Lycéens Allemands" (Preis der deutschen Gymnasiasten) teil. Dabei handelt es sich um eine Initiative der französischen Botschaft in Zusammenarbeit mit dem Klett-Verlag und den Kultusministerien, die jährlich bundesweit angeboten wird.
Die Vorbereitungen für die Diskussionsrunde begannen bereits zu Beginn des laufenden Schuljahres. Neben dem regulären Unterricht lasen die Schüler seit den Sommerferien vier zeitgenössische Romane in der Originalfassung. Dazu notierten sie ihre Gedanken, Fragen und Antworten in französischer Sprache in Form eines Lesetagebuchs, was eine nicht unerhebliche zusätzliche Arbeitsbelastung bedeutet, wie Ulrike Weiwad-Klenk betont. "Mit der Zeit verschwindet auch die Angst davor, ein französisches Buch zu lesen", freut sich die Lehrerin.
Bei der Podiumsdiskussion stellten die Zwölftklässler nun die Bücher interessierten Lehrern und Schülern anderer Klassen vor. "In der ausschließlich auf Französisch geführten Diskussion bewiesen sie ihre sehr guten Sprachkenntnisse und gaben den Zuhörern Einblick in Themen und Arbeitsweise des Leistungskurses", so Weiwad-Klenk. Beteiligt am "Prix des Lycéens Allemands" waren die Schüler Carola Becker, Emily Brater, Lea Engel, Leon Gorgas, Lisa Halter, Lena Hornbostel, Frederike Hubl, Anna-Lena Kroll, Ann-Christin Merfels und Leonie Ramroth. Die Veranstaltung fand - wie schon in den Vorjahren - zeitnah zum Deutsch-Französischen Tag statt, der seit 2004 regelmäßig am 22. Januar gefeiert wird.
Zum besten Buch wählten die Schüler des MTG übrigens den Roman "Le Parloir" von Eric Sanvoisin. Darin geht es um den 18-jährigen Yan, der verhaftet wird, weil er den Vater seiner Freundin Deborah erstochen haben soll. Seit seiner Einlieferung ins Gefängnis spricht Yan kein Wort, weder mit seinen Mithäftlingen und dem Gefängnispersonal noch mit seiner Familie oder seinem Anwalt. Er schweigt und wartet. Der Roman erzählt von dem harten Gefängnisalltag und dem Bemühen von Yans Schwester und seines Anwalts in Erfahrung zu bringen, was an jenem Abend wirklich geschah. Erst am Ende des Romans kennt der Leser die Wahrheit. Auf den zweiten Platz kam der Roman "Demander l'impossible.com" von Irène Cohen-Janca, der die Themen Magersucht, Liebe, Familienbeziehungen, Obdachlosigkeit und Mai 68 behandelt.
Bei einer Folgeveranstaltung in Mainz wird am 20. Februar der Landessieger des "Prix des Lycéens Allemands" ermittelt. Dann wird es eine weitere Podiumsdiskussion vor Lehrern der beteiligten Gymnasien geben, zu der jede Schule einen Jugendlichen entsendet. In Montabaur fiel die Wahl auf Leon Gorgas (Vertreterin Frederike Hubl). Die Endrunde schließlich steigt als Wettbewerb aller Bundesländer auf der Buchmesse in Leipzig.
- Alle vier Romane des diesjährigen "Prix des Lycéens Allemands" können ab sofort in der Schulbibliothek des Montabaurer Mons-Tabor-Gymnasiums ausgeliehen werden.
- Deutsch-Französischer Tag: Mit dem Deutsch-Französischen Tag wird jährlich am 22. Januar an die Unterzeichnung des Élysée-Vertrags im Jahr 1963 erinnert. Damals besiegelten Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle die Freundschaft und Zusammenarbeit der beiden Länder, die zuvor lange Zeit immer wieder Krieg gegeneinander geführt hatten. 2013 konnte in beiden Ländern der 50. Jahrestag des Élysée-Vertrags gefeiert werden.