Westerburg - Am Bach spielen, seine Sinne bei einem Barfußpfad schulen, auf einem Baumstamm mit Freunden hocken oder nach Herzenslust in der Natur spielen: Das klingt nach Urlaub und gehört doch zum Schulalltag der freien Montessori-Schule Westerwald. Statt eines gepflasterten Schulhofes steht hier im Wäller Park ein naturnahes Außengelände zur Verfügung. „Kinder haben einen natürlichen Drang, alles zu erkunden, zu erforschen und kennenzulernen. Dieses Prinzip nutzen wir", betont Geschäftsführer Andreas Steiof .
Bei der Gestaltung ihres „Schulhofes" haben die Schüler selbst kräftig mitgewirkt. Mit Straßenfarbe wurden ein bereits viel genutztes Völkerballfeld, ein Rechenfeld und ein überdimensionales Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel aufgemalt. Sitzgelegenheiten bieten Betonwürfel, die dem Rosa Turm aus der Montessoripädagogik nachempfunden sind. Fußballtore laden zum Bolzen ein, und es gibt auch verschiedene interessante Möglichkeiten, akustischen Gesetzmäßigkeiten bei den Kommunikationsstationen auf die Spur zu kommen. Vorgesehen ist, auf der „Insel" am Hülsbach noch ein Tipi aufzustellen und zudem eine Waldbühne zu schaffen.
Diese „Insel", die über eine selbst gebaute Holzbrücke zu erreichen ist, wird in den laufenden Unterricht genutzt, und dass nicht nur beispielsweise für Biologie. „Wir wollen Natur erfahrbar machen", erklärt Steiof.
Auch die Schulgebäude, die mittlerweile – dank der guten Entwicklung - schon wieder „aus allen Nähten platzen", wurden von den Schülern mitgestaltet, die beispielsweise eine Dschungellandschaft malten. Angesichts der wachsenden Schülerzahlen wird ein Schulneubau - und auch die Idee eines Mehrgenerationen-Internates - weiter anvisiert. Allerdings haben sich die zeitlichen Pläne nicht realisieren lassen; schon im vergangenen Jahr sollte mit dem Bau begonnen werden. Um das Vorhaben zu realisieren, laufen derzeit Gespräche mit dem Land und dem Architekten.
Einfacher war da ein anderes Projekt zu verwirklichen: die Hochbeete, die gute Möglichkeiten bieten, lebensnah zu lernen. „Wir haben ja auch Hauswirtschaft und Ernährung", fügt Steiof erklärend an.
Eine Gelegenheit, die Montessoripädagogik kennenzulernen, bieten die gläsernen Klassenzimmer jeden ersten Freitag im Monat von 13 bis 16 Uhr. Dabei können Eltern und Kinder die Materialien ausprobieren und sich mit Fragen an die Pädagogen wenden. Die Freie Montessori-Schule Westerwald wurde 2005 in privater Trägerschaft gegründet. Am Standort Oberroßbach wurden zunächst 17 Kinder von einem Pädagogen unterrichtet. Nach drei Jahren war die Schule so rasant gewachsen, dass sie den Standort nach Westerburg verlegte – zum Schuljahr 2009/10 lernten hier 80 Schüler. Beim Umzug in die ehemaligen Kompaniegebäude der Wäller Kaserne im Februar 2012 waren es 170. In diesem Schuljahr gibt es nun die erste Montessori-Abgängerklasse mit qualifiziertem Sekundarabschluss I (Mittlere Reife). Momentan lernen etwa 200 Schüler an der Freien Montessori-Schule Westerwald. bau
Weitere Informationen im Internet unter www.montessori-westerwald.de
Von unserer Reporterin Angela Baumeier