Westerwaldkreis - Die Aktiven des Technischen Hilfswerkes sind für einen möglichen Hochwassereinsatz bestens vorbereitet. Am Montag, 3. Juni, erhielten sowohl der Ortsverband Montabaur als auch der Ortsverband Westerburg sogenannte Vorabfragen durch den Landesverband. „Darauf hin haben wir alle logistischen Vorbereitungen geleistet, Verfügbarkeit von Personal und Material wie etwa das Bergungsräumgerät geklärt", berichten die Ortsbeauftragten Thorsten Kraft (Westerburg) und Gerd Schlosser (Montabaur). Gerechnet wird mit einem Einsatzfenster von etwa zwei bis drei Wochen und einer Einsatzdauer von voraussichtlich acht Tagen. Jetzt heißt es abwarten, wann es tatsächlich los geht.
Dabei – und angesichts der dramatischen Bilder in den Medien – werden Erinnerungen wach an die Hochwassereinsätze beider Ortsverbände im Sommer 2002 oder auch an die Flutkatastrophe in Südfrankreich 2003. Um bei so einer Naturkatastrophe oder an einer Unfallstelle, bei einem Brand (wie am Dienstagabend in Boden) oder dem furchtbaren ICE-Unglück von Eschede 1998 wirkungsvoll helfen zu können, braucht es eine solide Grundausbildung – und weitere spezielle Fertigkeiten.
Dazu gehören unter anderem die Fähigkeiten, Holz, Metall und Gestein bearbeiten zu können – beispielsweise um mit Holz eine einzustürzende Wand zu stabilisieren, ein Metallstück zu durchschneiden, das den Zugang zu einem Keller versperrt, oder ein Loch in eine (Gesteins-)Wand so zu schlagen, dass der dahinter liegende Verletzte erreicht werden kann. Die Helfer lernen auch, wie Behelfsstege über einen Fluss mit Seilen und Leinen errichtet werden können. Die Grundausbildung umfasst ebenso den Betrieb von Notstromaggregaten (die Unfallstelle muss oft ausgeleuchtet werden), eine Erste-Hilfe-Ausbildung, den Umgang mit Leitern oder das Retten aus Höhen und Tiefen. Alle handwerklichen Fähigkeiten dienen dazu, im Notfall Personen und Sachwerte retten zu können.
„Oberstes Prinzip dabei ist die Sicherheit", betont Schlosser. Wie ernst dieser Leitsatz genommen wird, das zeigt sich auch daran, dass sich zum Glück kein Helfer des OV bei einem Einsatz ernsthaft verletzte. Es gibt natürlich Einsätze, bei denen die Helfer mit Eindrücken konfrontiert werden, die sie nicht ohne weiteres verkraften. „Denken Sie an Eschede", verdeutlicht Schlosser. Dafür steht ein seelsorgerisch und psychologisch geschultes Einsatznachsorgeteam bereit. Bewährt hat sich auch, nach Großeinsätzen im gemeinsamen Gespräch das Erlebte noch einmal anzusprechen, sich auszutauschen.
„Ein Einzelner allein kann helfen, aber effektiver geht das im Team", unterstreicht Kraft die Notwendigkeit, das Erlernte immer wieder gemeinsam zu üben. „Wer im Chor singt, hat seine Proben. Wir vertiefen das, was wir praktisch und theoretisch in der Grundausbildung erlernt haben während unserer Dienststunden." Ein weiteres wichtiges Standbein – neben der Freude an der Technik und dem guten Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, gebraucht zu werden – ist im THW die Pflege der Kameradschaft. Sie ist es vielleicht auch, die mit dazu beiträgt, dass jedes Jahr ein bis zwei Erwachsene zum Ortsverband Montabaur dazustoßen, wie Schlosser berichtet. Ein guter Trend, denn allein aus der Jugendarbeit kann der Nachwuchs nicht rekrutiert werden. Beiden Ortsverbänden muss angesichts ihrer Altersstruktur vor der Zukunft momentan zum Glück nicht bange sein: Die meisten Helfer im OV Montabaur sind zwischen 17 und 25 Jahre jung, im OV Westerburg dominieren die 26- bis 35-Jährigen. THW-Kräfte sind aber nicht nur im Inland, sondern auch weltweit tätig. Voraussetzung für einen Auslandseinsatz allerdings ist, dass es eine offizielle Aufforderung seitens des betroffenen Landes gibt – beispielsweise nach einem schweren Erdbeben.
Wer sich für das THW interessiert, hat am Samstag, 15. Juni, von 10 bis 15 Uhr in Westerburg (Langenhahner Straße 42) eine gute Gelegenheit, die verschiedenen Tätigkeitsfelder und Strukturen kennenzulernen: An diesem Tag findet für die Helferanwärter des THW die Grundausbildungsprüfung statt. Teilnehmen werden rund 25 Helferanwärter aus allen Ortsverbänden des Geschäftsführerbereichs Koblenz. „Dies ist kein Ersatz für einen Tag der offenen Tür, sondern soll die praktische Arbeit des THW demonstrieren", betont Kraft. Von unserer Reporterin Angela Baumeier